Ein nahezu vergessener Name: Louis Charles de Lavicomterie. Während der Schreckensherrschaft war sein Name gefürchtet, war er doch Mitglied des Sicherheitsausschusses, der neben dem Wohlfahrtsausschuss fast unumschränkte Machtbefugnisse besaß. Nach dem Sturz Robespierres – an dem er sich nicht aktiv beteiligte – war er neben Jacques Louis David und Jagot der Einzige, der seinen Sitz im Sicherheitsausschuss verlor – weil er Robespierre politisch zu nahe gestanden hatte. Aber Lavicomterie überlebte die Thermidorianerherrschaft, trotz seiner terroristischen Vergangenheit. Er begegnete den Anschuldigungen mit Ehrlichkeit: Robespierre sei einfach zu überzeugend gewesen, um ihm zu widersprechen. Zwar wurde er nach dem Prairial-Aufstand unter Hausarrest gesetzt, er profitierte aber von der Generalamnestie des auseinandergehenden Konvents.
So lange der Tyrann atmet, ist die Freiheit in Gefahr. Das Blut der Bürger schreit nach Rache. Ich stimme für den Tod.
Lavicomterie bei der Abstimmung über das Schicksal des Königs, Januar 1793
Die Wahrheit ist, dass Robespierre einen großen Einfluss auf seine Kollegen hatte, insbesondere auf mich. Deshalb zögerte ich, zu den Versammlungen des Nationalkonvents zu gehen, wenn auch Mitglieder des Wohlfahrtsausschusses und des Sicherheitsausschusses anwesend waren, aus Angst davor, wieder mit ihm zu stimmen.
Lavicomterie als Entgegnung auf den Vorwurf von Legendre, dass er in der Sitzung vom 9. Thermidor, als Robespierre gestürzt wurde, nicht anwesend war
David, Lavicomterie und Jagot wurden als Robespierre-Anhänger aus dem Sicherheitsausschuss ausgeschlossen, in den nun Merlin von Thionville, Legendre, der Freund Bourdons, Goupilleau von Fontenay und Dumont, dessen Bruder ein Verdächtiger war, neu eintraten. Der Eintritt dieser Persönlichkeiten kennzeichnet die vor sich gegangene Veränderung.
Albert Mathiez: Die Französische Revolution II, S. 683 (über die Neubesetzung des Sicherheitsausschusses nach dem Sturz Robespierres)