Der Sicherheitsausschuss (Comité de sûreté générale) war neben dem Wohlfahrtsausschuss die mächtigste Institution der Schreckensherrschaft und formal für den Terrorapparat – also Justiz und Polizei – zuständig. Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu Kompetenzkonflikten mit dem Wohlfahrtsausschuss, der mit der Leitung der allgemeinen Politik beauftragt war. Spätestens im April 1794, als der Wohlfahrtsausschuss ein eigenes Polizeibüro ins Leben ruf, wurde der Konflikt offensichtlich. Namhafte Mitglieder des Sicherheitsausschusses, in erster Linie Amar und Vadier, griffen Robespierre offen an. Der Sicherheitsausschuss war auch mehrheitlich am Sturz Robespierres beteiligt.
Wir müssen viel Rot anrühren.
Kommentar des Malers David, Mitglied des Sicherheitsausschusses, zur Schreckensherrschaft
Eine Horde von Schelmen, die von Amar und Jagot begönnert werden.
Robespierre in seiner letzten Konventsrede am 8. Thermidor (26. Juli 1794) über die Beamten des Sicherheitsausschusses
Hingegen sind dem Unbestechlichen
[im Sicherheitsausschuss] ergeben: der große Maler David, der die Feste der Republik inszeniert, ein ebenso feiger wie eitler Mensch, und vor allem der junge Le Bas, eine Römerseele, der ihm bis zum Tode die Treue wahren wird.
Octave Aubry: Die Französische Revolution II, S. 42
Das Gesetz vom 14. Frimaire (4. Dezember [1793]) schafft die Organisationsform der Revolutionsregierung. Der Nationalkonvent als das alleinige Zentrum, von dem die Impulse für die Regierung ausgehen
, delegiert an den Sicherheitsausschuss die Leitung der Revolutionskomitees und der politischen Polizei, an den Wohlfahrtsausschuss die gesamte politische und militärische Führung.
François Furet: Die Französische Revolution, S. 313
Der Allgemeine Sicherheitsausschuss, der zu dem Prairaialgesetz nicht angehört worden war und in dem außerdem viele Anhänger des von Robespierre verfolgten Club der Cordeliers sitzen, soll dieses Gesetz bewusst verfälscht haben, indem er die Angeklagten scharenweise zu völlig heterogenen Gruppen zusammenfasste – einzig und allein in der Absicht, Robespierre als einen Diktator hinzustellen, der die Menschen nach seinem Belieben auf die Guillotine schickte.
Jean-Paul Bertaud: Alltagsleben während der Französischen Revolution, S. 247
Der für die Unterdrückungsmaßnahmen zuständige Allgemeine Sicherheitsausschuss war der Übergriffe durch den Wohlfahrtsausschuss und besonders der Tätigkeit dessen Polizeibüros überdrüssig. Er bestand aus unerbittlichen Männern wie Amar, Vadier oder Voulland, deren innere Einstellung der extremistischen Richtung sehr nahe kam, und wollte die Schreckensherrschaft, von der seine Macht abhing, verlängern.
Albert Soboul: Die Große Französische Revolution, S. 374
Robespierre hatte außerdem […] erfahren, dass Amar und Voulland am 5. Thermidor die verhafteten girondistischen Deputierten im Gefängnis besucht und ihnen allerhand Aufmerksamkeiten erwiesen haben: Hält man eure Korrespondenz zurück? Verweigert man euch alle Dinge, die das Leben angenehm machen, wie Kaffee, Sirup, Schokolade und Früchte? Wird eure Stellung hier verkannt?
Und als sie hörten, dass die Deputierten die gleich Behandlung wie die anderen Gefangenen erfuhren, habe Amar Tränen vergossen und gesagt: Das ist ein schauderhaftes Verbrechen!
Albert Mathiez: Die Französische Revolution II, S. 661 (über die Versuche des Sicherheitsausschusses unmittelbar vor dem 9. Thermidor, Verbündete gegen Robespierre zu gewinnen)
David, Lavicomterie und Jagot wurden als Robespierre-Anhänger aus dem Sicherheitsausschuss ausgeschlossen, in den nun Merlin von Thionville, Legendre, der Freund Bourdons, Goupilleau von Fontenay und Dumont, dessen Bruder ein Verdächtiger war, neu eintraten. Der Eintritt dieser Persönlichkeiten kennzeichnet die vor sich gegangene Veränderung.
Albert Mathiez: Die Französische Revolution II, S. 683 (über die Neubesetzung des Sicherheitsausschusses nach dem Sturz Robespierres)