Von Kindheit an verabscheute er den Beruf des Henkers. Er wollte Arzt werden und begann ein Medizinstudium, das er jedoch abbrechen musste, um zur Existenzsicherung seiner Familie doch noch den Beruf zu übernehmen, den sein Vater und seine Vorfahren ausgeübt hatten. Und weil seine Amtszeit in die Phase der Französischen Revolution fiel, wurde er zum meistbeschäftigten Henker in der Geschichte Frankreichs. Charles Henri Sanson war Royalist, übernahm aber die Guillotinierung des Königs. Insgesamt führte er fast dreitausend Hinrichtungen durch. Unter anderem köpfte er Marie Antoinette, Danton und Robespierre.
Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, er hat all das mit einer Kaltblütigkeit und einer Festigkeit mitgemacht, die uns alle erstaunt hat. Ich bleibe ganz überzeugt, dass er diese Festigkeit in den Prinzipien der Religion geschöpft hatte, von welcher niemand mehr als er durchdrungen oder überzeugt schien. Sie dürfen sicher sein, Bürger, dass Sie hier die Wahrheit in ihrem ganzen Lichte haben.
Ich habe die Ehre, Bürger, zu sein
Ihr Mitbürger Sanson
Sanson, der Henker von Paris, an den Redakteur der Zeitung Le Thermomètre
, über die Hinrichtung des Königs
Wenn Kaiser, Könige und Diktatoren ruhig schlafen können, warum nicht auch der Henker?
Sanson auf eine Frage Napoleons, ob er angesichts der Vielzahl von ihm hingerichteter Menschen gut schlafen könne
Sanson gehorcht. Er fasst den Kopf an den Haaren und schwingt ihn oben auf dem Schafott in allen vier Himmelsrichtungen. Hoch lebe die Republik!
ruft die Menge in der einbrechenden Dunkelheit.
Octave Aubry: Die Französische Revolution II, S. 154 (Sanson wurde von Danton kurz vor der Hinrichtung aufgefordert, seinen abgeschlagenen Kopf dem Volk zu zeigen)
Als die kleine Nicole [Marie-Nicole Bouchard] angeschnallt wurde, hörte man sie ganz sanftmütig fragen: Liege ich so richtig, Herr Henker?
Pierre Gaxotte: Die Französische Revolution, S. 351