Die Französische Revolution | Revolutionstribunal
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Revolutionstribunal


Das Gericht der Revolution


RevolutionstribunalDie Schaffung des Revolutions­tribunals erfolgte auf Initiative Dantons, der damit den Volkszorn in geregelte Bahnen lenken und Ausschreitungen wie bei den September­massakern verhindern wollte; es wurde aber auch als politisches Machtinstrument der Jakobiner gegen die Girondisten und Gemäßigten, später der Thermidorianer gegen die Jakobiner genutzt. Im Lauf der Revolution bekam das Gericht immer mehr Vollmachten bis zur völligen Abschaffung der Verteidigung (22. Prairial II). Fouquier-Tinville, der Öffentliche Ankläger, nutzte seine Kompetenzen bis zum Exzess. Er selbst war einer der letzten, die von diesem Gericht zum Tode verurteilt wurden.


Zitate

Bürger! Nicht ein Schuldiger erscheint vor euch, sondern der Apostel und Märtyrer der Freiheit!
Marat, nachdem er vom Revolutionstribunal freigesprochen wurde (24. April 1793)

Der Zweck der Einsetzung des Revolutionstribunals ist es, die Feinde des Volkes zu bestrafen.
Artikel 4 des Gesetzes vom 22. Prairial II

Die Republik braucht weder Gelehrte noch Chemiker!
Der Vorsitzende des Tribunals, Coffinhal, auf die Bitte des Chemikers Lavoisier um einen Aufschub seiner Hinrichtung, weil er noch ein wichtiges Experiment zu Ende zu führen wollte.

Während mindestens sechs Wochen habe ich gesehen, wie man in diesem Tribunal öffentlich mordete. Wenn man den Beweis dafür haben will, braucht man den Geschworenen nur die Kanzlei, wo die Prozessakten aufbewahrt werden, als Beratungszimmer zu geben. Einer von ihnen soll mit verbundenen Augen den ersten Aktendeckel nehmen, der ihm unter die Hände gerät, er wird darin die Urteile über vierzig, fünfzig Personen finden, die nach einer halbstündigen Verhandlung in den Tod geschickt worden sind; man hätte mehr Zeit gebraucht, um nur die Personalien der Angeklagten zu lesen. Mehrere Tage wären nötig gewesen, um die Schriftsätze kennenzulernen.
Aussage eines Gerichtssekretärs in dem Prozess gegen Fouquier-Tinville über die Praxis der Gerichtsverhandlungen während der Geltungszeit des Prairial-Gesetzes


Fundstellen

Wen das Revolutionstribunal am Vormittag verurteilt, der wird noch am gleichen Nachmittag zum Tod geführt. Er hat nicht lange zu warten. Schlimmer ist es für den, der nach der Mittgspause verurteilt wird. Er darf erst am nächsten Tag sterben.
Friedrich Sieburg: Robespierre, S. 239

Fouquier-Tinville, 47 Jahre alt, groß und kräftig gebaut, hat ein volles Gesicht, eine schmale und hohe Stirn, runde, glitzernde Äuglein, pechschwarzes Haar und dicke, buschige Augenbrauen. Er gilt als aufbrausend und rachsüchtig, und wenn er sich aufrichtet, um den Angeklagten anzuherrschen und mit dem Zeigefinger auf ihn zu deuten, hält der ganze Saal unwillkürlich den Atem an. Fouquier-Tinville ist die Inkarnation des revolutionären Terrors.
Jean-Paul Bertaud: Alltagsleben während der Französischen Revolution, S. 241

Fouquier, der pflichttreue Bürokrat, der eine Marienmedaille unter dem Hemd auf der Brust trägt, donnert die Geschworenen an: Ich werde euch auf Trab bringen, ich brauche zweihundert bis zweihundertfünfzig die Woche! Und er bekommt sie.
Friedrich Sieburg: Robespierre, S. 281

Auch auf Trinchard und die beiden Maler Châtelet und Prieur ist unbedingt Verlass, selbstverständlich auch auf Leroy, der sogar als der ideale Geschworene dieses Gerichts gelten darf, denn er ist taub.
Friedrich Sieburg: Robespierre, S. 276 (über die Geschworenen am Revolutionstribunal)


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