Die Französische Revolution | Prozess gegen den König
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Prozess gegen den König


Das Todesurteil des Parlaments


Prozess gegen den KönigDie erste spektakuläre Maßnahme des National­konvents war der Prozess gegen den abgesetzten König Louis XVI, der jetzt nur noch Louis Capet genannt wurde. Die Frage, ob er sich einer Verschwörung gegen Frankreich schuldig gemacht habe, wurde vom Parlament einhellig bejaht. Das Todesurteil dagegen kam nur mit einer knappen Mehrheit zustande. In dieser Abstimmung wurde der Konflikt zwischen Radikalen und Gemäßigten ganz besonders deutlich. Am 21. Januar 1793 fand Louis auf der Guillotine den Tod. Die Revolutionäre hatten vollendete Tatsachen geschaffen und einen König enthauptet, der seine Legitimation direkt von Gott herleitete. Das christliche Europa war geschockt. Neun Monate später wurde auch die abgesetzte Königin, Marie Antoinette, zum Tod verurteilt. Ihr Prozess fand jedoch nicht vor dem Parlament, sondern dem Revolutionstribunal statt.


Zitate

Wenn nicht der König schuldig ist, dann sind es die, die ihn abgesetzt haben.
Robespierre

Hier gibt es keinen Prozess zu führen. Ludwig ist kein Angeklagter. Ihr seid keine Richter. Ihr seid Staatsmänner und Vertreter des Volkes und könnt nichts anderes sein. Ihr habt nicht einen Spruch für oder gegen einen Menschen zu fällen, sondern eine Maßnahme des öffentlichen Wohles zu treffen.
Robespierre

Ludwig muss sterben, weil das Vaterland leben muss.
Robespierre

Wir wollen den König nicht aburteilen, wir wollen ihn töten!
Danton

Man kann nicht schuldlos herrschen!
Saint-Just

Endlich haben wir an der Insel der Freiheit angelegt, und wir haben das Schiff verbrannt, das uns hierher gebracht hat.
Cambon nach dem Todesurteil für den König

Es brauchte Mut am 10. August, um Louis in seiner Allmacht anzugreifen. Braucht es ebensoviel Mut, einen besiegten und entwaffneten Louis in den Tod zu schicken? […] Welchen Mut seht ihr darin, eine Tat auszuführen, deren ein Feigling fähig wäre?
Vergniaud, 31. Dezember 1792

Das Volk, das Louis die Unverletzlichkeit versprochen hat, kann allein erklären, dass es von seinem Recht zu strafen, auf das es verzichtet hatte, wieder Gebrauch machen will.
Vergniaud, 31. Dezember 1792; er versuchte hiermit die Volksbefragung über die Todesstrafe für Louis mit der Verfassung von 1791 zu begründen

Nun haben wir unseren Weg gewählt. Die Brücken hinter uns sind abgebrochen, und wir müssen vorwärtsgehen, ob wir wollen oder nicht. Und jetzt vor allem gilt das Wort: frei zu leben oder zu sterben.
Philippe Lebas am Abend vor der Hinrichtung des Königs in einem Brief an Robespierre


Fundstellen

Die Girondisten, diese geistvollen jungen Leute, zappeln im Netz: Das haben sie nicht gewollt. Sie haben Revolution gemacht, um das Recht zu vermenschlichen, sie wollen den König nicht gelten lassen, aber sie wollen ihn auch nicht ermorden, sie wollen etwa nach dem Grundsatz handeln: Ein König ist auch ein Mensch!
Friedrich Sieburg: Robespierre, S. 185 f. (über die Girondisten beim Königsprozess)

Das Todesurteil für den König war die Generalprobe zum Terror.
Friedrich Sieburg: Robespierre, S. 183

Der Gesalbte Gottes, der mit allen Heilskräften Begabte wird ein für allemal mit Ludwig XVI. zu Staub. Man kann zwar zwanzig Jahre später die Monarchie wieder aufrichten, nicht aber die Mystik des geweihten Königs.
François Furet: Die Französische Revolution, S. 239


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