Als Öffentlicher Ankläger des Revolutionstribunals sorgte er streng nach Vorschrift für das reibungslose Arbeiten der Guillotine. Für seine Justizmorde zur Rechenschaft gezogen, nahm er sein eigenes Todesurteil heiter und gelassen entgegen, gesegnet mit dem ruhigen Gewissen, dass er nur auf Befehl gehandelt
habe. Aber in demselben Maße, wie er sich bedingungslos und konsequent zu einem Werkzeug der Schreckenspolitik der Ausschüsse machte, war Fouquier-Tinville absolut unbestechlich – genau wie Robespierre. Als er starb, standen seine Frau und seine Kinder völlig mittellos da.
Ich wäre viel lieber Bauer.
Fouquier-Tinville
Wir waren nur das Beil. Sitzt man über das Beil zu Gericht?
Fouquier-Tinville
Während mindestens sechs Wochen habe ich gesehen, wie man in diesem Tribunal öffentlich mordete. Wenn man den Beweis dafür haben will, braucht man den Geschworenen nur die Kanzlei, wo die Prozessakten aufbewahrt werden, als Beratungszimmer zu geben. Einer von ihnen soll mit verbundenen Augen den ersten Aktendeckel nehmen, der ihm unter die Hände gerät, er wird darin die Urteile über vierzig, fünfzig Personen finden, die nach einer halbstündigen Verhandlung in den Tod geschickt worden sind; man hätte mehr Zeit gebraucht, um nur die Personalien der Angeklagten zu lesen. Mehrere Tage wären nötig gewesen, um die Schriftsätze kennenzulernen.
Aussage eines Gerichtssekretärs in dem Prozess gegen Fouquier-Tinville über die Praxis der Gerichtsverhandlungen während der Geltungszeit des Prairial-Gesetzes
Geliebtes Weib, was soll nur aus dir und unseren armen Kindern werden?
Fouquier-Tinville in einem Brief an seine Frau, einen Tag vor seiner Hinrichtung
Und du, dummes Gesindel, hast kein Brot!
Fouquiers Reaktion, als er auf dem Henkerskarren mit dem Ausspruch Du hast nicht das Wort!
konfrontiert wurde, den er selbst so oft gegen seine Angeklagten verwendet hatte.
Fouquier-Tinville betrank sich von Zeit zu Zeit und war, wie der Abbé Morellet berichtet, ein eifriger Besucher des Ausschanks im Justizpalast.
Octave Aubry: Die Französische Revolution II, S. 236, Fn. 1
Fouquier-Tinville, 47 Jahre alt, groß und kräftig gebaut, hat ein volles Gesicht, eine schmale und hohe Stirn, runde, glitzernde Äuglein, pechschwarzes Haar und dicke, buschige Augenbrauen. Er gilt als aufbrausend und rachsüchtig, und wenn er sich aufrichtet, um den Angeklagten anzuherrschen und mit dem Zeigefinger auf ihn zu deuten, hält der ganze Saal unwillkürlich den Atem an. Fouquier-Tinville ist die Inkarnation des revolutionären Terrors.
Jean-Paul Bertaud: Alltagsleben während der Französischen Revolution, S. 241
Tag für Tag begibt er sich in den Sicherheitsausschuss und den Wohlfahrtsausschuss, um die Befehle entgegenzunehmen. Niemals lehnt er sich gegen sie auf, allerdings grollt er ein wenig, wenn man ihm zu wenig Beweisstücke liefert, denn er ist ein guter Staatsanwalt. In solchen Fällen fabriziert er die Beweisstücke selbst.
Octave Aubry: Die Französische Revolution II, S. 65
Fouquier, der pflichttreue Bürokrat, der eine Marienmedaille unter dem Hemd auf der Brust trägt, donnert die Geschworenen an: Ich werde euch auf Trab bringen, ich brauche zweihundert bis zweihundertfünfzig die Woche!
Und er bekommt sie.
Friedrich Sieburg: Robespierre, S. 281
Als der Öffentliche Ankläger eines Abends über den Pont Neuf ging, schien er zu taumeln. Mir ist nicht wohl
, sagte er zu seinem Begleiter. Manchmal bilde ich mir ein zu sehen, wie die Schatten der Toten mich verfolgen.
Stanley Loomis: Ein Jahr, zwei Wochen und ein Tag, S. 286