Die Französische Revolution | 18. Fructidor
republique.de


[ Zur klassischen WWW-Version ]
[ NEU: Lettres de la République ]

18. Fructidor


Das Direktorium wird zur Diktatur


18. FructidorDie Wahlen des Jahres V der Republik (1797) endeten für das Direktorium mit einer gefährlichen Niederlage. Viele teils offen royalistisch auftretende Männer gewannen Sitze im Zwei-Kammern-Parlament (Rat der Fünf­hundert und Rat der Alten). Daraufhin veranstalteten drei republikanisch eingestellte Männer im Direktorium einen Staatsstreich, der 177 Abgeordneten das Mandat kostete und die Absetzung zweier Direktoren bewirkte. Was folgte, war der direktoriale Terror, der nicht weniger schlimm war als der Terror des Wohlfahrts­ausschusses und sich vor allem gegen die Emigranten und deren Angehörige sowie die Priester richtete.


Zitate

Berge trennen uns von Frankreich, aber ihr würdet euch mit der Geschwindigkeit des Adlers über sie hinwegsetzen, falls es zur Erhaltung der Verfassung, zur Verteidigung der Freiheit, zum Schutz der Regierung und der Republikaner nötig sein sollte!
Napoleon in einem Aufruf an die Armee am 14. Juli 1797 – zwei Monate später putschte das Direktorium mit Hilfe des Militärs gegen die royalistische Mehrheit der Parlamente


Fundstellen

Der Staatsstreich vom 18. Fructidor versetzte dem mit der Verfassung des Jahres III errichteten System der liberalen Republik einen heftigen Stoß. Die rechte Opposition war dezimiert, aber die gedemütigte Legislative wartete erbittert auf eine Gelegenheit zur Rache.
Albert Soboul: Die Große Französische Revolution, S. 474

Dieser Staatsstreich vom Fructidor ist das Musterbeispiel für einen gemeinsamen Putsch von Politikern und Militärs. Deutlich erkennt man die Handschrift von Barras.
François Furet: Die Französische Revolution, S. 450

In Paris herrscht Ruhe; erst am Abend manifestieren zwei- dreihundert Schreier aus den Faubourgs und bieten der Regierung ihre handfeste Hilfe an. Der gut vorbereitete Staatsstreich geht unter allgemeiner Gleichgültigkeit vor sich, sind doch die Gaffer schon abgestumpft gegen solche Schauspiele!
Octave Aubry: Die Französische Revolution II, S. 470

Die Regierung des Zweiten Direktoriums, wie die Historiker es nennen, galt nicht nur darum als Diktatur, weil sie revolutionär war und ihre Entstehung einer Verfassungsverletzung verdankte, sondern noch mehr, weil mit dem 18. Fructidor ein neuer Terror die Zwangsgewalt mit der gleichen Härte wieder aufleben ließ, wie sie dem Wohlfahrts­ausschuss seine Allmacht gesichert hatte.
Albert Mathiez: Die Französische Revolution III, S. 98

Es ist eine von Scheinheiligen ausgeübte Schreckens­herrschaft reinsten Wassers. Der Konvent hatte doch wenigstens das Schafott inmitten von Paris augebaut. Wenn das Direktorium füsiliert, geschieht es heimlich in Grenelle. Im Übrigen schreckt es vor dem Anblick des Blutes zurück und wagt nicht, die Guillotine wieder einzuführen. Den öffentlichen, Ekel und Mitleid erregenden Hinrichtungen zieht es das langsame Sterben im Tropenfieber vor: Man tötet nicht, sondern lässt seine Feinde hinsiechen.
Pierre Gaxotte: Die Französische Revolution, S. 397 f. (über das Direktorium nach dem Fructidor-Staatsstreich)


republique.de

Impressum | Datenschutz